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OnePlus Nord: Der Angriff auf Samsung und Apple im Test - WELT

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Am Firmensitz in Shenzhen dürfte es zuletzt rumort haben. Ein neuer Account im sozialen Netzwerk Instagram war aufgetaucht, der unter krudem Namen kurze Videos über ein neues Smartphone der chinesischen Firma OnePlus verbreitete.

Immer wieder benannte sich der Account um, verbreitete Gerüchte. Auf jedes Nachrichtenhäppchen warfen sich Blogs und Social-Media-Anhänger, denn rasch war klar: Hier täuscht kein fiktiver Nutzer ein neues Produkt vor – das Unternehmen hat tatsächlich ein neues Handy in der Mache.

Zurecht konnte man nach einigen Tagen über die Marketingmasche nur noch den Kopf schütteln. Denn während viele Produkte in Corona-Zeiten mit einer Online-Pressekonferenz oder sogar ohne große Festivitäten enthüllt werden, trug OnePlus ganz schön dick auf. Dabei handelt es sich beim „OnePlus Nord“, wie das neue Gerät schließlich getauft wurde, nicht mal um ein Premium-Produkt – sondern um das billigste Handy des Herstellers seit Jahren.

Fast so teuer wie Apple und Samsung

Für OnePlus geht es damit zurück zu den Wurzeln. Einst war das Unternehmen als sogenannter Flaggschiff-Killer angetreten. Das Ziel: Mit einem möglichst billigen Android-Smartphone die Konkurrenz von Apple und Samsung unter Druck setzen. Das Rezept ging auf: Mittlerweile gehört OnePlus in Westeuropa zu den Top drei der Premium-Gerätehersteller – zwar nach Apple und Samsung, aber immerhin vor der landeseigenen Konkurrenz von Huawei und Xiaomi.

Doch genau die Zugehörigkeit zum Premium-Markt war für viele der treuen OnePlus-Fans zu einem immer größeren Problem geworden. Denn mittlerweile sind die Handys aus China fast so teuer wie die Apple- und Samsung-Konkurrenz. Das „Anti-Flaggschiff-Versprechen“ war zerstört, auch wenn die Geräte in Tests regelmäßig Bestnoten kassierten.

Genau diesen enttäuschten Anhängern will OnePlus nun ein verlockendes Angebot unterbreiten: Ein neues Gerät mit aktueller Software und hochwertiger Hardware – für 399 Euro. Geht der Plan auf, es wäre ein Affront gegenüber der Konkurrenz.

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„Der Anspruch gefällt der Community“, ließ der Hersteller vorab verlauten. Und den schürt der Hersteller auch selbst kräftig. Schon der Name orientiert sich an der Himmelsrichtung, heißt es – der Blick Richtung Norden solle hin zu Wachstum und Erfolg weisen. Doch kann die Idee auch im Alltag überzeugen? WELT hat das OnePlus Nord bereits vor Verkaufsstart ausführlich testen können.

Der Smartphone-Markt ist in den vergangenen Jahren immer schwerer durchschaubar geworden. In praktisch jeder Preisklasse zwischen 100 und 2000 Euro gibt es Geräte. In der umkämpften Mittelklasse zwischen 200 und 500 Euro müssen sich neue Produkte besonders in drei Kategorien beweisen: mit einer möglichst leistungsstarken Kamera, einem flüssigen Nutzungserlebnis und vertrauenswürdiger Qualität.

Traditionell gelingt dem Hersteller der Qualitätsaspekt. Das ist auch beim neuen Handy der Fall. Spaltmaße gibt es keine, die Kameras stehen kaum aus dem Gerät heraus, alle Bedienelemente sind robust verbaut. Die Gorilla-Glass-Rückseite – in Türkis oder Grau – verleiht dem Gerät einen modernen Glanz.

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Die getestete Version in Blue Marble sieht allerdings nicht wirklich edel, sondern vergleichsweise „poppig“ und verspielt aus. Wer Wert auf ein dezentes Äußeres legt, ist mit der Farbe Gray Onyx besser bedient. Allerdings: Hohe Qualität ist eine Pflichtdisziplin, schließlich verkaufen auch Apple mit dem iPhone SE und Samsung mit seiner A-Serie Mittelklasse-Smartphones, die mit tadelloser Verarbeitung punkten.

Besonders versucht OnePlus deshalb mit seiner Kamera Premium-Akzente zu setzen. Das iPhone SE etwa muss mit einer einzigen Kamera auskommen, OnePlus verbaut indes gleich sechs Kameras; vier auf der Rück- und zwei auf der Vorderseite. Kernstück des Set-ups ist eine 48 Megapixel starke Hauptkamera (Sony IMX586). Und das ist beeindruckend.

Denn dabei handelt es sich um den gleichen Sensor, der auch beim OnePlus 8 zum Einsatz kommt – einem mindestens 699 Euro teuren Premium-Smartphone. Weiterhin sind eine acht Megapixel Weitwinkel-Linse und eine mit zwei Megapixeln vergleichsweise schwache Makrokamera verbaut. Auch einen Tiefensensor ist in der Vierer-Reihe verbaut. Er liefert Informationen für Fotoeffekte, etwa im Porträtmodus.

Die Kamera-Leistung ist beeindruckend

Erstmals setzt OnePlus auch auf der Gerätefront mehrere Kameras ein. Denn jedes fünfte Video oder Foto wird mit einer Frontkamera aufgenommen, gibt der Hersteller an. Auf der Innenseite kommt eine Selfie-Linse mit 32 Megapixeln zum Einsatz, dazu eine Weitwinkelkamera mit acht Megapixeln. Alle Kameras werden beim Knipsen von Algorithmen unterstützt – sie verringern etwa die Verzerrung oder sorgen für bessere Ausleuchtung. Videos lassen sich in 4K-Auflösung bei 30 Bildern je Sekunden und bei HD-Auflösung mit 60 Bildern je Sekunden aufzeichnen.

Das Ergebnis ist tatsächlich beeindruckend. Die Fotos sind scharf und detailreich, haben allerdings einen HDR-Hauch und sind damit recht farbintensiv. Im Test fiel das allerdings nicht negativ auf. Erwartbar kann die Kamera nicht mit dem Premiummarkt (Samsung Galaxy S20 oder Huawei P40 Pro) mithalten, zählt aber zweifelsfrei zu den besten Mittelklasse-Linsen. Punkten können auch die Weitwinkel-Selfies – hier passt deutlich mehr aufs Bild als bei der Konkurrenz, etwa der Doppelkamera in aktuellen Samsung-Handys.

Ein flüssiges Nutzererlebnis verspricht OnePlus durch seine Display-Hardware-Betriebssystem-Konfiguration. Ausgeliefert wird das Gerät mit OxygenOS, das in seiner aktuellsten Version über das Google-Betriebssystem Android 10 gelegt wird. Das ist bereits seit Jahren der heimliche Star der Geräte.

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Die Software funktioniert intuitiv, schnell und sieht deutlich eleganter aus als die verspielten Interpretationen von Huawei oder Samsung. Auch Apple-Nutzer finden sich auf OnePlus-Geräten sofort zurecht, freuen sich aber über deutlich mehr Einstellungsmöglichkeiten. Nervige Zusatz-Anwendungen gibt es nicht. Das subjektive Test-Ergebnis: OxygenOS ist auch auf dem OnePlus Nord das beste Android-Betriebssystem auf dem Markt.

Angetrieben wird die Software von einem Qualcomm Snapdragon 765G. Der ist deutlich schneller als sein Vorgänger und unterstützt zudem auch den kommenden Mobilfunkstandard 5G. Noch ist es eine Netz-Spielerei, doch damit ist das Gerät zukunftsfähig. Auf WiFi 6 müssen Nutzer indes verzichten. Die Darstellung erfolgt über ein 6,44-Zoll-Display mit einer Bildwiederholrate von 90 Hertz.

Üblich sind in dieser Preisklasse eher 60-Hertz-Bildschirme. Das Ergebnis ist ein flüssiges Nutzererlebnis. Positiv fällt auf, dass OnePlus auf einen Flachbildschirm setzt. Endet der Bildschirm, ist also Schluss – es gibt keine Display-Kurven. Der Bildschirm flimmert nicht, die Auflösung ist mit 2400 zu 1080 Pixeln für die Preisklasse tadellos, der Ressourceneinsatz absolut sinnvoll.

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Das gilt auch für den Rest der Hardware: Verbaut werden acht oder zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher und 128 oder 256 Gigabyte Speicherplatz. Auch ein präziser Fingerabdruck-Sensor kommt zum Einsatz. Geladen wird das Gerät ausschließlich über den USB-C-Anschluss mit der hauseigenen WarpCharge 30T. Sie füllt den Akku (4100 mAh) binnen 30 Minuten auf 70 Prozent Leistung.

Wird das Handy über Nacht geladen, erfolgt der letzte Teil der Stromzufuhr erst kurz vor dem Abstöpseln. Wann das soweit ist, lernt das Gerät mit steigender Nutzungsdauer und schont so den Akku. Software-Updates soll es für zwei Jahre, Sicherheits-Updates für drei Jahre geben. Das gibt den Nutzern tatsächlich Sicherheit, denn gerade Mittelklasse-Smartphones erhalten oft bereits nach kürzeren Zeiträumen keine oder nur sehr verspätete Aktualisierungen. Eine IP-Zertifizierung gibt es allerdings, wohl aus Kostengründen, nicht. Allerdings werde das Gerät identisch produziert, wie die entsprechend ausgezeichnete 8er-Serie.

OnePlus Nord
OnePlus Nord
Quelle: OnePlus

Kommen die Geräte am 4. August in den Handel, können Nutzer ein beeindruckendes Gesamtpaket kaufen – keinen Mittelklasse-Kompromiss zur Konkurrenz. Bereits jetzt gibt es das Einsteigermodell mit Rabatten für 369 Euro. Für die von WELT getestete Variante mit mehr Speicherplatz werden 499 Euro fällig. Damit muss sich das Gerät etwa mit dem iPhone SE (64-GB-Version für 466 Euro) vergleichen lassen.

Wer sich auf ein Android-Smartphone einlassen will oder günstig ein neues Gerät mit fast tadelloser Technologie sucht, kommt am OnePlus Nord nicht vorbei. Für den Hersteller selbst führt das lediglich zu einem kleinen Problem: Die Unterschiede zu den eigenen Premium-Modellen werden erstaunlich klein. Bräche die Nachfrage nach den teuren Handys ein, wäre das vollkommen berechtigt. Für die Fans des Unternehmens zeigt das aber auch: OnePlus nimmt sein erneuertes Flaggschiff-Killer-Versprechen wirklich sehr ernst.

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July 27, 2020 at 05:08PM
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