Nein, 5G ist natürlich noch nicht überall. Noch lange nicht. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis der neue schnelle Mobilfunk in Deutschland ansatzweise flächendeckend nutzbar ist. Schließlich arbeiten die Provider noch daran, die größten Lücken der 4G-Netze (LTE) zu schließen. Doch dort, wo es 5G gibt, meist in großen Städten, macht 5G einfach Spaß, wie ich im Selbsttest gemerkt habe. Und wenn man Deutschland irgendwann mal wieder mit gutem Gewissen verlassen kann, landet man vielleicht in einem Land, in dem die Netze schon weiter sind als bei uns.
Ohnehin gehört 5G in vielen neuen Smartphones zur Standardausstattung, keineswegs nur im High-End-Bereich. Um zu sehen, was aktuelle Modelle können, habe ich fünf sehr unterschiedliche Geräte von vier Herstellern ausprobiert. Das günstigste bekommt man online schon für unter 400 Euro.
Huawei P40 Lite 5G

Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGEL
Mit dem viel teureren P40 Pro oder dem noch teureren P40 Pro Plus hat dieses Modell nur wenig gemein. Außer der Beschränkung, dass es wegen US-Sanktion ohne Google-Dienste ausgeliefert werden muss, also auch keinen Zugriff auf den Play Store hat. Huawei versucht das mit einer Suchfunktion zu umgehen, die Apps wie Spotify und Instagram, die es nicht in Huaweis eigenem Angebot gibt, von Drittanbieter-Websites lädt. Das funktioniert, birgt aber Sicherheitsrisiken.
Wer damit klarkommt, bekommt mit dem P40 Lite 5G ein Smartphone, das ziemlich gute Fotos macht (siehe Testfotos) und als Besonderheit eine Makrokamera mitbringt. Die meisten anderen Hersteller setzen stattdessen ein Teleobjektiv ein. Die Akkulaufzeit bei der Endloswiedergabe eines HD-Filmes mit voller Bildschirmhelligkeit liegt mit 11 Stunden und 49 Minuten im guten Bereich.
Die Leistung des verwendeten Huawei-Prozessors liegt zwar weit unter der aktueller High-End-Modelle, reicht aber für alle Alltagsaufgaben und die meisten Spiele immer noch locker aus. Der Bildschirm wirkt im Vergleich mit dem eines P40 Pro etwas fade, aber das lässt sich bei dem Preis verschmerzen, denn das P40 Lite 5G ist mit 370 Euro ein 5G-Schnäppchen.
LG Velvet 5G

Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGEL
Das ohne Zweifel eleganteste Gerät im Test ist das Velvet von LG. Sein Bildschirm geht fast nahtlos in den Metallrahmen über. Die Rückseite meines Testgeräts ist in einem Farbton lackiert, den LG als Aurora Weiß bezeichnet und dessen "Schimmern die Illusion von Samt erzeugen" soll. Daher kommt wohl auch der Name, der auf Deutsch "Samt" bedeutet. So richtig samtig wirkt das auf mich zwar nicht, ein schönes Farbenspiel ergibt die Lackierung aber doch. Zumindest, bis man das Gerät in die Hand nimmt und den Glanz mit seinen Fingerabdrücken überzieht.
Der Bildschirm ist ein Highlight, er liefert dank OLED-Technik ein schönes Schwarz und knackige Farben und kann in heller Umgebung auch richtig hell strahlen. Als Prozessor verwendet LG Qualcomms Snapdragon 765 5G. Der war 2019 noch ein Spitzenchipset, gehört aber jetzt nur noch zur Mittelklasse. An der Verarbeitungsgeschwindigkeit ist trotzdem nichts auszusetzen und auch Spiele laufen darauf rund. Dank des großen breiten Bildschirms macht es auch Spaß, sich mit dem Velvet Filme anzuschauen. Im Dauertest schaltete es sich allerdings schon nach 10 Stunden und 11 Minuten ab. Das ist ein ordentliches, aber kein gutes Ergebnis. Gut, dass man es kabellos aufladen kann.
Die Fotoqualität ist zumindest bei Tageslicht tadellos, bei schummriger Beleuchtung jedoch werden die Aufnahmen oft von sichtbarem Bildrauschen gestört. Auf ein Teleobjektiv oder ein Makro, wie es viele Hersteller einbauen, muss man verzichten. Was den Preis angeht, könnte es sich lohnen, noch etwas zu warten. Das Velvet ist so neu, dass es noch zum Listenpreis von 599 Euro angeboten wird. Doch der dürften in wenigen Monaten sinken.
Motorola edge

Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGEL
Das edge begeisterte im Test mit einer sehr guten Ausdauer. Erst nachdem es einen Full-HD-Film 15 Stunden und 15 Minuten lang immer wieder abgespielt hatte, schaltete es sich mit leerem Akku ab. Auch der OLED-Bildschirm liefert ein überzeugendes Bild, mit kräftigen Kontrasten und tiefem Schwarz. Dass er am Rand extrem stark gebogen in den Rahmen übergeht, mag schick aussehen, ist aus meiner Sicht aber eher ein Gimmick und hat keinen echten Nutzen. Motorola lässt den Rand beispielsweise aufleuchten, wenn neue Nachrichten oder Anrufe hereinkommen.
Das Kamera-Triplet auf der Rückseite - das vierte Element ist ein Tiefensensor - produziert sehenswerte Ergebnisse, zumindest bei guter Beleuchtung. Motorola kombiniert hier eine 64-Megapixel-Weitwinkel-Kamera mit einem Ultraweitwinkel- und einem Teleobjektiv. Bei wenig Licht wird das Bild zwar kräftig aufgehellt, gleichzeitig aber auch ziemlich verrauscht.
Ein großer Pluspunkt ist das vollkommen unveränderte Betriebssystem. Motorola verwendet Android 10 so, wie es von Google kommt, ohne kosmetische Änderungen oder sonstige Extras. Das macht es leicht, Updates an die Hardware anzupassen. Originell: Zwar hat das edge kein Always-on-Display, aber wenn man sich ihm nähert oder mit der Hand darüber wedelt, schaltet sich der Bildschirm mit Infos zu neuen Nachrichten und der Uhrzeit ein. Für ein Gerät der oberen Mittelklasse geht der Straßenpreis von 540 Euro in Ordnung.
Motorola edge+

Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGEL
Was ist das? Das edge+ sieht von vorn genau so aus wie das edge, hat zumindest einen ähnlichen Bildschirm, kostet aber fast das Doppelte, nämlich 1169 Euro. Motorola will sich damit mutig einen Platz in der Oberklasse erkämpfen. Dabei soll offensichtlich vor allem das Kameratrio helfen, dessen Hauptkamera mit 108 Megapixeln die üblichen Grenzen sprengt. Wählt man allerdings nicht bewusst den "Ultra-Res"-Modus aus, kommen davon beim Nutzer aber nur 27 Megapixel an, weil nach der Aufnahme jeweils vier Pixel zu einem neuen Pixel zusammengefasst werden.
Anders als das pluslose edge nutzt das edge+ einen aktuellen High-End-Prozessor von Qualcomm. In Benchmark-Apps erreicht es damit fast doppelt so hohe Werte, im Alltag merkt man den Unterschied kaum. Wichtiger ist, dass es doppelt so viel Speicher hat (siehe Tabelle unten). Zukunftstauglich ist zudem, dass es bereits Wi-Fi 6 unterstützt. Ein manchmal nützliches Feature ist die Reverse-Charging-Funktion. Die ermöglicht es beispielsweise, ein anderes Handy oder etwa Kopfhörer kabellos aufzuladen, indem man sie auf das edge+ legt.
Alles in allem bietet das edge+ damit einen guten Mix an High-End-Komponenten, aber abgesehen von der Menge der Kamerapixel nichts, was andere in diesem Preisbereich nicht auch haben - außer der Akkulaufzeit. Denn die ist, ganz ähnlich wie beim edge, mit 15 Stunden und 17 Minuten erfreulich lang.
Samsung Galaxy S20 5G

Foto: Matthias Kremp/ DER SPIEGEL
Mit seinem 6,2-Zoll-Bildschirm wirkt das S20 neben den anderen hier getesteten 5G-Smartphones fast schon klein. Positiv ausgedrückt: Es ist viel handlicher als seine größeren Konkurrenten. Zudem ist der Bildschirm von hervorragender Qualität, weil sehr hochauflösend, sehr hell und sehr kontrastreich. Ohnehin wirkt das ganze Gerät wie aus einem Guss, edel und robust zugleich. Bei den Leistungsmessungen attestieren ihm Benchmark-Apps Performance-Werte im Spitzenbereich. Und Ausdauer hat es auch noch: Im Dauertest hielt es 14 Stunden und 5 Minuten durch.
Auch die Kameras des Galaxy S20 5G gehören in die Spitzengruppe, vor allem die Weitwinkel-Hauptkamera. Der Grund: Sie hat vergleichsweise bescheidene 12 Megapixel. Dadurch sind die lichtempfindlichen Sensoren auf dem Fotochip größer als bei anderen Smartphones und können deshalb mehr Licht einfangen. Das macht sich vor allem, aber nicht nur bei Aufnahmen mit wenig Licht bemerkbar. Das Teleobjektiv liefert bis zum Dreifach-Zoom gute Ergebnisse, bei höheren Zoomstufen greift die Software stark ein. Das Resultat ist sichtbares Bildrauschen. Samsung wirbt zudem mit 8K-Videoaufnahmen. Auf dem Datenblatt liest sich das gut, in der Praxis bräuchte man einen Fernseher, der so etwas auch wiedergeben kann. Doch die sind selten und teuer.
Sinnvoller ist dagegen die Möglichkeit, auf dem S20 5G auch eine eSim, also eine elektronische SIM-Karte zu verwenden. So kann man eine physische Sim einstecken, eine zweite per Software nachladen und hat noch einen Steckplatz für eine Speicherkarte frei. Alles in allem ist das S20 5G damit ein sehr gutes Oberklasse-Smartphone für jene, die es lieber etwas kleiner mögen. Mit einem Straßenpreis ab etwa 765 Euro ist es leider nicht ganz billig.
Daten der getesteten Smartphones
Hersteller |
Huawei |
LG |
Motorola |
Motorola |
Samsung |
Modell |
P40 Lite 5G |
Velvet 5G |
edge |
edge+ |
Galaxy S20 5G |
Bildschirmgröße (Zoll) |
6,4 |
6,8 |
6,7 |
6,7 |
6,2 |
Auflösung (Pixel) |
2310 x 1080 |
2460 x 1080 |
2340 x 1080 |
2340 x 1080 |
3200 x 1440 |
Arbeitsspeicher (GB) |
6 |
6 |
6 |
12 |
12 |
Speicherplatz (GB) |
128 |
128 |
128 |
256 |
128 |
Kameras (Megapixel) |
48 + 8 + 2 + Tiefe |
48 + 8 + Tiefe |
64 + 16 + 8 +Tiefe |
108 + 16 + 8 + Tiefe |
64 + 12 + 12 |
Selfie-Kameras (Megapixel) |
16 |
16 |
25 |
25 |
10 |
Akkulaufzeit (Std.:Min.) |
11:49 |
10:11 |
15:15 |
15:17 |
14:05 |
Gewicht (Gramm) |
183 |
180 |
190 |
203 |
163 |
Straßenpreis (Euro), ab |
370,- |
599,- |
540,- |
1169,- |
765,- |
Die Straßenpreise wurden bei geizhals.de ermittelt, Stand 23. Juli 2020.
Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort
Über welche Produkte wir in der Netzwelt berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen vom Hersteller. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen.
Testgeräte und Rezensionsexemplare von Spielen bekommen wir in der Regel kostenlos für einen bestimmten Zeitraum vom Hersteller zur Verfügung gestellt, zum Teil auch vor der offiziellen Veröffentlichung. So können unsere Testberichte rechtzeitig oder zeitnah zur Veröffentlichung des Produkts erscheinen.
Vorabversionen oder Geräte aus Vorserienproduktionen testen wir nur in Sonderfällen. In der Regel warten wir ab, bis wir Testgeräte oder Spielversionen bekommen können, die mit den Verkaufsversionen identisch sind. In einigen Fällen kaufen wir Produkte auch auf eigene Kosten selbst, wenn sie bereits im Handel oder online verfügbar sind.
In der Regel werden Testgeräte nach dem Ende des Tests an die Hersteller zurückgeschickt. Die Ausnahme sind Rezensionsexemplare von Spielen und sogenannte Dauerleihgaben: So haben wir zum Beispiel Spielekonsolen und Smartphones in der Redaktion, die wir über längere Zeit nutzen dürfen. So können wir beispielsweise über Softwareupdates, neues Zubehör und neue Spiele berichten oder Langzeiturteile fällen.
Die Kosten für Reisen zu Veranstaltungen, egal ob sie in Deutschland oder im Ausland stattfinden, trägt DER SPIEGEL stets selbst. Das gilt auch dann, wenn beispielsweise aufgrund kurzfristiger Termine ein Unternehmen die Reiseplanung übernimmt.
Veranstaltungen, zu denen wir auf eigene Kosten reisen, sind unter anderem die Messen Ifa, CES, E3 und Gamescom sowie Events von Firmen wie Apple, Google, Microsoft oder Nintendo. Auf Konferenzen wie dem Chaos Communication Congress oder der re:publica bekommen wir in der Regel, wie auch andere Pressevertreter, kostenlose Pressetickets, da wir über die Konferenz berichten und keine klassischen Teilnehmer sind.
Seit Dezember 2016 finden sich in einigen Netzwelt-Artikeln Amazon-Anzeigen, die sogenannte Partner-Links enthalten. Besucht ein Nutzer über einen solchen Link Amazon und kauft dort online ein, wird DER SPIEGEL in Form einer Provision an den Umsätzen beteiligt. Die Anzeigen tauchen in Artikeln unabhängig davon auf, ob ein Produkttest positiv oder negativ ausfällt.
July 24, 2020 at 02:29AM
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Smartphones im Test: Fünf für 5G - DER SPIEGEL
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